In der Fotografie gibt es mehrere Möglichkeiten, eine ‘korrekte’ Belichtung zu erzielen. Wenn unterschiedliche Einstellungen zum selben Ergebnis führen, spricht man auch von äquivalenten Einstellungen.
Praktisch ist dazu, vom Lichtwert ( kurz LW oder auch engl. exposure value / EV) zu sprechen. Man unterscheidet zwischen absoluten und relativen Lichtwerten. Als absolutes Maß spricht man auch von spezifischen LW Werten wie LW0 oder LW16, resp. EV0 oder EV16. In diesem Beitrag geht es mir erstmal nur um relative Lichtwerte.
Ich möchte im Folgenden nicht allzu technisch werden und anfangen mit Berechnungen und Formeln um mich zu werfen. Wen das im Genauen interessiert, ist mit dem Wikipedia Artikel zu Lichtwert für ein tieferes Verständnis besser bedient. Zumal in aktuellen digitalen Kameras Belichtungsmesser eingebaut sind, die bei der Entscheidungsfindung maßgeblich behilflich sind, auch wenn man sich nicht gänzlich auf die Richtigkeit der Messung vertrauen sollte.
Mir geht es hier nur um ein grobes Verständnis, um ein Gefühl für äquivalente Belichtungseinstellungen zu bekommen. In der Praxis werden wohl auch die wenigsten ihren Taschenrechner rausholen und erstmal alle Möglichkeiten durchrechnen. Es reicht zu wissen, wie man die verbleibenden Parameter aus Blendenwert, Belichtungszeit und ISO ändern muss, wenn man sich entscheidet, einen aus diesen drei zu verändern.
Hat man diesen Zusammenhang verinnerlicht ist es auch ein Leichtes, den manuellen Modus einer Kamera zu verwenden.
Der Blendenwert (f)
Erhöht man den Blendenwert um eine ganze Blendenstufe (z.B. von f2.8 auf f4), halbiert sich die einfallende Lichtmenge. Beachte: Eine größere Blendenzahl steht für eine kleinere Blende.
Unter der Annahme, dass wir bisher korrekt belichtet hätten, ließe sich die Änderung von f2.8 auf f4 relativ als -1 LW beschreiben.
Siehe dazu auch die folgende Tabelle. Sie zeigt eine Blendenreihe in drittel Stufen, wie man sie auch bei digitalen Systemkameras einstellen kann. Ganze Blendenstufen sind gelb hervorgehoben!
f/ | 1 | 1,1 | 1,2 | 1,4 | 1,6 | 1,8 | 2 | 2,2 | 2,5 | 2,8 | 3,2 | 3,5 | 4 | 4,5 | 5,0 | 5,6 | 6,3 | 7,1 | 8 | 9 | 10 | 11 | 13 | 14 | 16 | 18 | 20 | 22 |
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Die Belichtungszeit
Ähnlich verhält es sich mit der Belichtungszeit. Um hier einen Unterschied von -1 LW auszumachen, halbiert man die Belichtungszeit, z.B. von 1/50 auf 1/100. Also einer fünfzigstel Sekunde auf eine hundertstel Sekunde.
Der ISO Wert
Auch beim ISO Wert ist es vergleichbar simpel. Ändert man den ISO Wert von ISO 200 auf ISO 100 haben wir ebenso -1 LW. Generell sollte man den ISO Wert so hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich ansetzen.
Tipp: Um im manuellen Modus besonders flexibel Einstellungen vornehmen zu können empfiehlt es sich, den ISO Wert auf AUTO zu stellen. Man sollte den maximalen ISO Wert dann allerdings in den Kamera Einstellungen begrenzen (ich würde maximal 1600 bis höchstens 3200 bei einer ASP-C Kamera empfehlen), um nicht versehentlich einen hohen Wert eingestellt zu haben. So werden leichte Schwankungen des Sonnenlichts im Freien automatisch über den ISO Wert kompensiert und man hat nicht plötzlich von dem einen auf den anderen Moment ein unterbelichtetes Bild, weil die Sonne gerade hinter einer Wolke verschwunden ist oder Ähnliches.
Eine äquivalente Einstellung finden
Blende | 4 | 2.8 (+1 LW) | 5.6 (-1 LW) |
Belichtungszeit | 1/100 | 1/200 (-1 LW) | 1/50 (+1 LW) |
ISO | 800 | 800 | 800 |
Hierzu fügt man zu dem einen Parameter einfach das hinzu, was bei einem anderen Parameter an LW Stufen weggefallen ist. Zur besseren Übersicht lassen wir den ISO Wert in diesem Beispiel unverändert.
Ein Beispiel:
Fokussiert wurde jeweils auf das Innere der vorderen Blüte. Jeweils ein unbearbeitetes JPEG direkt aus der Kamera (Canon EOS 6D).
Links: 70mm bei f/11, 1/100, ISO 200.
Rechts: 70mm bei f/4, 1/800, ISO 200.
Man beachte die größere Schärfentiefe beim linken Bild, durch die kleinere Blende.
Zwischen f/4 und f/11 liegen 4 ganze Blendenstufen = 4 LW (f/4 – f/5.6 – f/8 – f/11), genauso wie 4 LW zwischen 1/100 und 1/800 (1/100 – 1/200 – 1/400 – 1/800). Je nachdem wie stark man etwas in einem Bild freistellen möchte, kann man also mittels der Belichtungszeit dagegen steuern.
Ich hoffe euch konnte diese grobe Übersicht weiterhelfen.
Tim
Juni 26, 2018EIn äußerst hilfreicher Artikel <3
Jens Jakob
Juni 26, 2018Danke Tim! 😀